Ich konnte gerade noch bremsen. Ich stieg vom Rad und betrachtete die im Licht glänzende durchsichtige Scheibe vor mir auf dem Weg. Die darauf angebrachten bunten Formen gaben mir ein Rätsel auf. Was mochten sie bedeuten? Waren sie eine Botschaft? Woher kam sie?
Am nächsten Tag fand ich wieder eine. Sie blendete mich, reflektierte die Strahlen der Sonne. Wiederum befand sich ein farbiges Muster darauf, dessen Bedeutung ich mir nicht erklären konnte. Ich hob die Scheibe auf, befestigte sie auf meinem Fahrrad und brachte sie heim, genauso wie die vom Vortag. In meinem Zimmer beobachtete ich das bunte Farbenspiel, das mich beinahe hypnotisierte.
Als ich am dritten Tag den gleichen Weg fuhr, war ich bereits voller Erwartung. Schon aus weiter Entfernung konnte ich das Funkeln sehen, und mir war sofort bewusst, dass ein weiteres Rätsel, eine neue Herausforderung auf mich wartete.
Nach dreizehn Tagen hatte ich dreizehn Scheiben in meinem Zimmer liegen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihnen abwenden. Meine Gedanken kreisten nur noch um sie. Ich versuchte verzweifelt, sie zu ordnen, sie in eine Verbindung miteinander zu bringen. Doch es gelang mir nicht.
Am vierzehnten Tag war ich enttäuscht, als ich keine weitere Scheibe auf dem Weg fand. Ich erschrak fast, als mir meine eigene fordernde Erwartung bewusst wurde. Ich wollte nicht, dass es aufhörte. Aber es hatte aufgehört.
In meiner Ratlosigkeit brachte ich alle dreizehn Scheiben zum Fundort zurück, wo ich mich mit Toni und Willi verabredet hatte. Zu dritt beschlossen wir, die Scheiben zusammenzufügen, in der Reihenfolge, in der ich sie gefunden hatte. Vielleicht würde sich so ihre Botschaft entschlüsseln lassen. Wir sägten, schraubten und spannten Seile. Am Ende des Tages waren alle dreizehn Scheiben zu einem kugelartigen Ganzen verbunden. Die untergehende Sonne strahlte genau auf unser Kunstwerk. Es schien, als ob es schweben, abheben würde.
Und es hob wirklich ab! Mit großen Augen verfolgten wir es, wie es höher und höher stieg und über dem Steinernen Meer verschwand. Eine merkwürdige Ruhe durchflutete uns, obwohl das Rätsel noch immer nicht gelöst war und wir im Ungewissen blieben.
Nun, dreizehn Jahre später, stehe ich wieder an der Stelle, an der alles angefangen hat. Das Kunstwerk ist wie ein UFO in einem Science-Fiction-Film zurückgekehrt. Wie angewurzelt ruht es am Rand des Radwegs, neben der Brücke. Wer weiß, wann es sich wieder über das Steinerne Meer erheben und im Weltall verschwinden wird...
(Gymnasium HIB Saalfelden, 5a, 15. 5. 2008)