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DerBaumDerSteinernenBlätter

Projektjahr: 2011

Wie der Wunderbaum zu seinen versteinerten Blättern kam

KünstlerIn: Maria Theresia Rössler

Schule: Volksschule Lenzing

Skulptur: BaumDerSteinernenBlätter

 

Am Rande eines Waldes stand ein Baum. Er war nicht größer als die anderen, er trug auch nicht mehr Früchte, aber sobald die Sonne ihn berührte, begann er zu strahlen. Sein Leuchten war weit über das Steinerne Meer hin zu sehen.

Eines Tages kam ein einsames Mädchen vorbei. Die Schafe, die es mit sich führte, sahen krank und halb verdurstet aus. „Wenn es doch endlich regnen würde", sagte das Mädchen, zupfte ein Blatt vom Baum und steckte es den Schafen in den Mund. Kaum war der Wunsch ausgesprochen, prasselte Regen vom Himmel. „Danke", sagte das Mädchen. „Du bist ein wunderbarer Baum".

Es sprach sich herum, dass hinter dem Steinernen Meer ein Wunderbaum stand, der Wünsche erfüllte. Viele Leute glaubten das nicht, sie wollten sich selbst überzeugen und reisten an.

Allen voran eilte der Bürgermeister. Ihm folgte eine Dame in Stöckelschuhen und Pelzmantel. Der junge Mann mit der goldenen Sonnenbrille kam in einem roten Ferrari.
Alle kosteten vom Baum.
„Etwas bitter", sagte die Dame im Pelz.
„Irgendwie süß", meinte der Bürgermeister.
„Grausig", fand der junge Mann mit der Sonnenbrille.
Die Menschen wussten nicht, dass sich der Geschmack der Blätter immer wieder veränderte. Gute Wünsche schmeckten süß, andere eher bitter und herb.

Die Menschenschlange vor dem Baum wurde täglich länger und die Wünsche immer dreister.
„Ich wünsche mir ein Schloss!", brüllte der Mann mit dem Schnurrbart.
„Ich träume von ewiger Schönheit", sagte die junge Frau mit dem Hut.
„Ich will ein Superstar werden!", rief der Junge im roten T-Shirt.
„Ich ein Model!", flüsterte das Mädchen mit den roten Zöpfen.
„Und ich ein Millionär!", polterte der Mann mit dem dicken Bauch.

Allmählich verlor der Baum seine Kraft. Kein Wunder. Er hatte nur noch ein einziges Blatt.
Als die Menschen das sahen, begannen sie zu drängen und einander zu stoßen. Sie brüllten sich an; ein großer Streit brach aus.
„Das ist mein Blatt!"
„Ich war vor dir da!"
„Schleich di, du Doggel!"
Plötzlich machte es einen lauten Knall und die Köpfe der gierigen Menschen hingen als Blätter versteinert am Baum. Was war geschehen?

Das Mädchen mit den Schafen kam wieder am Wunderbaum vorbei. Es sah das letzte Blatt, pflückte es und wünschte sich Friede, Liebe und Geborgenheit für die ganze Welt. Dies war der letzte Wunsch, den er Baum erfüllte.

Seither kann man den Baum mit den versteinerten Blättern vor dem Schörhof besichtigen. Er erinnert an die unglaubliche Gier der Menschen und bleibt für immer als Mahnmal stehen.

(Schreib- und IllustrationsWerkstatt Volksschule Lenzing, März + April 2011)

 

KünstlerIn: Maria Theresia Rössler

Schule: Volksschule Lenzing

Skulptur: BaumDerSteinernenBlätter